HOME

THOMAS BÖBEL

ROB COX

PRESSE

ENTSTEHUNG

BLACK BRICK 1

BLACK BRICK 2

BLACK BRICK 3

BLACK BRICK 4

DONKERVOORT

MINI BRICK

NEWS

VIDEOS

PICS

LINKS

PEOPLE

IMPRESSUM

Besucherzaehler


     The Black Brick    


You never beat a BLACK BRICK !!“

 

Es gibt Fahrzeuge, die im Verlauf ihrer Motorsportkarriere zur Legende wurden. Aber auch Fahrer, die sich durch Mut und Einsatzwillen, gepaart mit Talent einen großen Namen gemacht haben. Dieser Bericht handelt von beidem: dem wohl berühmtesten Super Seven „Black Brick“ und seinen Fahrern, Rob Cox (Guildford) und Leon Bachelier (Ilkley) in England.

Eigentlich liegen die Geschehnisse ja schon Jahre zurück, gemessen an der Leistungsfähigkeit der legendären Brick muss man auch heute noch suchen, um Fahrer aufzubieten, die mit modernstem Material in der Lage sind, an die damals gefahrenen Rundenzeiten heran zu kommen, geschweige denn, sie zu unterbieten. Wer nur ein bisschen Ahnung vom Rennsport auf der Rundstrecke hat, weiß, wie außergewöhnlich das ist, besonders in einer Zeit, da der technische Fortschritt im Fahrzeugbau seit damals Quantensprünge gemacht hat!

Wie begann alles? Ort des Geschehens – wie könnte es anders sein- ist England, das „Mutterland des Motorsports“. Während man sich im restlichen Europa über einige wenige permanente Rennstrecken freuen kann, haben die „Insulaner“ ein wahres Überangebot zur Verfügung: mit Snetterton, Mallory Park, Castle Comb, Pembry, Donington Park, Knock Hill, Oulton Park, Brands Hatch und Mandello Park sind lediglich die Formel 1- tauglichen Strecken aufgezählt, auf vielen kleineren und größeren Flugplätzen werden Wochenende für Wochenende Rennen ausgetragen. Ein besondere Blütezeit erlebte der nationale englische Rennsport  in den 80iger Jahren, als mehr als 50(!) verschiedene Meisterschaften angeboten wurden – „die spinnen, die Briten“ würde Asterix sagen.

Herausragende Serie mit nationenübergreifender Akzeptanz war damals die gut eingeführte „STP Modified Sports Car Championship“, kurz Modsports genannt. Dahinter verbarg sich mehr oder weniger ein Reglement, das den Fahrzeugkonstrukteuren viele technische Freiheiten an serienmäßig produzierten Autos gestattete, die aber in ihrer Silhouette das Ursprungsmodell noch erkennen ließen. Das selbe erfolgreiche Konzept also, von dem die Macher der deutschen DTM glauben, sie hätten es erfunden.

Nun blieben die englischen Racer vom werksmäßigen Einsatz großer Konzerne verschont und somit war dem Individualismus Tür und Tor geöffnet.

Liebevoll getunte Unikate aus meist kleinen Produktionsstätten wie Morgan, Ginetta und Lotus traten den auch hierzulande bekannten Boliden vom Schlage eines Porsche 934 Turbo oder Ford Capri Cosworth gegenüber.

Rob Cox beobachtete die Szene genau, analysierte und studierte. Der Plan des damals 35-jährigen war klar: nichts dem Zufall überlasse, ein Auto mit Siegerpotential und größtmöglicher Individualität auf die Beine stellen – und gewinnen!

Schon länger fiel ihm ein Caterham Super Seven auf, der sich zwischen den Tourenwagen tummelte wie ein – zugegeben giftiger – Zwerg zwischen Riesen. Das Fahrzeug wurde von David Bettison eingesetzt und war eine Art rollendes Versuchslabor für technische Innovationen, die die Firma Caterham Car Sales in die Serie einfließen ließ.

Kurz vor Ablauf der Saison 1979 waren die Parteien sich einig, Rob Cox sollte das Fahrzeug nach dem letzten Rennen im Fahrerlager übernehmen. Wie das Schicksal im Motorsport so spielt, bescherte dieser Lauf dem „Noch- Eigentümer“ einen kapitalen Abflug, so das der Super Seven nur noch Schrottwert hatte.

Für einen Bruchteil des vereinbarten Preises fand der Handel doch noch statt und mit einer gesunden Portion Idealismus ging man daran, die verbliebenen Fragmente über Winter wieder in ein renntaugliches Auto zu verwandeln.

„Wenn wir gewusst hätten, was wir da gekauft haben, hätten wir`s gelassen, es war praktisch nichts mehr zu verwenden. Nur der Motor und Teile der Hinterachse fanden Verwendung“ erinnert sich Rob Cox. Und weiter: „Den Rohrrahmen von Caterham ließen wir von  der Firma Dastle Racing völlig überarbeiten. Geoff Rumble, auf dessen Konstruktionen schon James Hunt erfolgreich unterwegs war, brachte sein ganzes Know How in dieses spektakuläre Projekt ein!. Wir verbesserten das Fahrwerk von Rennen zu Rennen.“ Formel 2- Vorderradaufhängung und weitere Komponenten der Rennwagenschmiede Chevron flossen in die Entwicklung ein, den größten Schritt in die richtige Richtung machte man jedoch mit der als „sliding A- frame“ benannten Hinterradaufhängung.

Zu gerne erinnert sich Rob an das erste Rennen: „ Es war 1980 im Frühjahr in Brands Hatch. Ich war zweitschnellster im Training hinter dem infernalischen Lotus Elan von Pat Thomas und führte das Rennen schnell an. Als wir aus der ersten Runde zurück auf die Start- und Zielgerade kamen, hatte ich gute 50 Meter Vorsprung vor allen Anderen. Aber Pat holte mich ein und flog auf der Geraden an mir vorbei, als würde ich stehen. Da merkte ich, daß mein kleiner Caterham phantastisch um die Kurven ging, aber auf der Geraden den Luftwiderstand eines Backsteins hatte. Das Auto war schwarz lackiert und so gab mein Mechaniker ihm den Spitznamen „Black Brick“ (= schwarzer Backstein)“

Das Manko des schwachbrüstigen Motors war schnell behoben, ein 190 PS starkes Twincam- Aggregat verwandelte die nur 500 kg schwere Brick in das Auto, das es zu schlagen galt. Härtester Widersacher in der ersten Saison sollte ein gewisser Steve Soper im werksunterstützten Dallara- Fiat X 1/9 werden- er biß sich jedoch regelmäßig die Zähne aus am schwarzen Seven.

Das Ende für die erste Ausgabe der “Black Brick“ kam schnell und unerwartet: „Es war in Thruxton. Ich mußte aus der letzten Reihe starten, da ich im Training Probleme mit der Zündung hatte. Am Ende der zweiten Runde ging ich bereits in Führung, verlor aber in einer ultraschnellen Kurve das Auto aus der Kontrolle, es brach sehr abrupt und bösartig aus, bei ca. 200 km/h. Ich verfehlte einen Streckenposten nur um Haaresbreite und schlug mit voller Breitseite in die Leitplanken ein – glücklicher Weise mit der Beifahrerseite. Mein Seven war gute 40 cm schmaler. Das einzig positive daran war, das ich die Runde davor in 1:22,98 absolvierte, 3,5 Sekunden unter dem bestehenden Rundenrekord!“ – wie gesagt, die spinnen, die Briten!

Also folgte – ohne Rücksicht auf Kosten – die zweite Auflage der „Black Brick“. Sie war breiter, länger, tiefer und mit allen technischen Raffinessen seiner Vorgängerin ausgestattet. Besonders die Aerodynamik wurde dank diverser Front- und Heckspoiler sowie eines speziellen Unterbodens verbessert und führte den seeligen Super Seven, 1957 von Lotus- Konstrukteur Colin Chapman als Low Budget- Racer erdacht – in die Ära des Ground Effects.

Weiter und weiter entfernte sich die „Black Brick“ vom Ursprungsmodell und immer überlegener – ja fast einseitig – gestaltete sich die Dominanz von Rob Cox in der britischen Vorzeigeserie „STP Mod Sports"“ Das hatte Folgen: die Gegner blieben weg! Im Verlauf der kommenden drei Jahre resignierten sie, durch ein übermächtiges Auto mit einem übermächtigen Fahrer ein ums andere mal gedemütigt.

Rob Cox brauchte als neue Gegner. Oder sollte man sagen Opfer? Zwei Entwicklungsstufen wurden gezündet, um mit einem ca. 300 PS starken Hart 420R- Triebwerk, einem reinrassigen Formel 2- Aggregat, in die Rennen der Donington GT- Meisterschaft einzugreifen. Natürlich mit Erfolg!

Aber um die dort antretenden Teilnehmer wirklich zu schocken, ging eine aerodynamisch ausgefeilte Brick ins Rennen, die den Spitznamen „Slipery Brick“ erhielt.

Im Windkanal geboren ähnelte dieser Seven eher einem Can Am - Boliden, windschnittig und ultraflach.

Was immer sich diesem Auto in den Weg stellte – zumeist Spezialkonstruktionen mit einem Formel 2- Chassis und darüber gestülpter Sportwagenkarosserie – aber auch die Gruppe 5- Porsche und Ford Capri aus der ehemaligen „Deutschen Rundstreckenmeisterschaft“ – es wurde besiegt.

Während sich Rob Cox nach fünf erfolgreichen Jahren, in denen er ebenso viele Versionen auf drei verschiedenartigen Chassis einsetzte, auf andere Projekte konzentrierte, entstand in den Händen von Dastle Racing ein weiteres Auto, in Auftrag gegeben von Bergspezialisten Leon Bachelier. Alle bis dahin gewonnenen Erkenntnisse flossen in diese letzte Black Brick ein und wie zu erwarten setzten Fahrzeug und Fahrer auch in den bei den Motorsportfans so beliebten Disziplinen „Bergrennen“ und „Sprint“ neue Maßstäbe.

In den Jahren 1988 und 1989 blieb diese Kombination 40 mal in Folge (!!!) unbesiegt und gewann alle anvisierten nationalen Titel mit Leichtigkeit!

Natürlich stand die Weiterentwicklung auch in dieser Zeit nicht still und führte neben einem völlig verkleideten Unterboden schließlich zu einem gut 50 cm nach hinten versetzten Motor, in perfekter Balance zum Fahrer angeordnet.

Bis 1995 wurde diese letzte Black Brick von Leon Bachelier eingesetzt um danach einer Totalrestauration unterzogen zu werden, die ihr übrigens ein etwas zivileres Kleid bescherte.

 Erstellungsdatum 15.02.10 von Thomas Böbel